Ausgabe August 2022
So sieht eine Rezession nicht aus
Die wichtigsten Erkenntnisse
- Obwohl ein Gefühl des Schreckens in der Luft liegt, dass eine Rezession bevorsteht, spiegelt diese Stimmung nicht unbedingt die wirtschaftliche Realität wider.
- Die Arbeitslosigkeit ist niedrig, die Verbraucher geben Geld aus, und die Gewinne steigen weiter - all das sind positive wirtschaftliche Anzeichen.
- Die Gewinnberichte, die Aufschluss über die Einstellungs- und Personalpläne der Unternehmen geben können, geben möglicherweise einen klareren Eindruck von dem, was vor uns liegt, als der letzte BIP-Bericht.
Die Berichtssaison ist ein Schlüsselindikator, der Aufschluss darüber gibt, wohin sich sowohl die Wirtschaft als auch der Aktienmarkt bewegen könnten.
Im Moment warten viele Leute darauf, dass der nächste Stein ins Rollen kommt. Die FED (Amerikanische Notenbank) ist mit einigen aggressiven Zinserhöhungen in den Schlagzeilen, die Renditekurve ist jetzt leicht invertiert und es herrscht ein Gefühl der Angst, dass eine Rezession entweder bereits im Gange ist oder unmittelbar bevorsteht und das alles nur eine Frage der Zeit sei.
Die Berichtssaison würde einen Hinweis darauf geben, ob dies der Fall ist. Wenn das Wachstum in der Wirtschaft einbricht, würde sich dies in den Quartalsberichten zeigen, denn in den Quartalsberichten wird ein Unternehmen mitteilen: "Wir werden nicht so viele Leute einstellen." oder "Wir müssen vielleicht unsere Belegschaft verkleinern.", und ein paar Monate später wird dies im Arbeitslosenbericht deutlich. Wenn Unternehmen anfangen, Leute zu entlassen, dann haben die Verbraucher weniger Geld zum Ausgeben. Führende Experten glauben mehrheitlich nicht, dass eine Rezession aktuell im Gange ist oder unmittelbar bevorsteht.
Die Berichtssaison fällt positiv aus:
Bisher haben etwa 70 % der Unternehmen ihre Schätzungen übertroffen, mit einer durchschnittlichen Gewinnüberraschung von etwa 4 %. Das ist bemerkenswert und entspricht in etwa einer typischen Ertragssaison.
Im letzten Quartal haben einige der großen Einzelhändler gewarnt, dass die Verbraucher nicht mehr so viel einkaufen. Doch nun wird eher verreist als ein neuer Kühlschrank angeschafft. Der Ausgabenmix hat sich also geändert, und das verfügbare Einkommen wird durch die Inflation geschmälert.
Das Gewinnwachstum verlangsamt sich eindeutig, aber selbst aktuell wachsen die Gewinne um etwa 10 % pro Jahr.
Im letzten Quartal haben einige der großen Einzelhändler gewarnt, dass die Verbraucher nicht mehr so viel einkaufen. Doch nun wird eher verreist als ein neuer Kühlschrank angeschafft. Der Ausgabenmix hat sich also geändert, und das verfügbare Einkommen wird durch die Inflation geschmälert.
Das Gewinnwachstum verlangsamt sich eindeutig, aber selbst aktuell wachsen die Gewinne um etwa 10 % pro Jahr.
Der BIP-Bericht in den USA (Bruttoinlandsbericht) zeigte ein zweites Quartal mit negativem Wachstum:
Die BIP-Zahlen für das erste Quartal waren also negativ. Das BIP für das zweite Quartal liegt bei minus 0,9 %. Da wir nun zwei Quartale in Folge ein negatives Ergebnis hatten, ziehen viele Leute vielleicht voreilige Schlüsse und sagen: "Wir befinden uns in einer Rezession".
Viele Experten sind der Meinung, dass das nicht richtig ist, denn zwei Quartale mit negativem BIP-Wachstum bedeuten nicht unbedingt, dass wir uns in einer Rezession befinden.
Das National Bureau of Economic Research (NBER) ist der offizielle Schiedsrichter, wenn es darum geht, festzustellen, wann wir uns in einer Rezession befinden, und es basiert auf einer Reihe von Indikatoren. Eine Rezession ist nicht, wie gemeinhin angenommen, definiert als eine Folge von zwei Quartalen mit negativem BIP. Die meisten Rezessionen umfassen zwei aufeinanderfolgende Quartale mit negativem Wachstum, aber nicht alle zwei aufeinanderfolgenden Quartale mit negativem Wachstum bedeuten eine Rezession.
Viele Experten sind der Meinung, dass das nicht richtig ist, denn zwei Quartale mit negativem BIP-Wachstum bedeuten nicht unbedingt, dass wir uns in einer Rezession befinden.
Das National Bureau of Economic Research (NBER) ist der offizielle Schiedsrichter, wenn es darum geht, festzustellen, wann wir uns in einer Rezession befinden, und es basiert auf einer Reihe von Indikatoren. Eine Rezession ist nicht, wie gemeinhin angenommen, definiert als eine Folge von zwei Quartalen mit negativem BIP. Die meisten Rezessionen umfassen zwei aufeinanderfolgende Quartale mit negativem Wachstum, aber nicht alle zwei aufeinanderfolgenden Quartale mit negativem Wachstum bedeuten eine Rezession.
Sind zwei Quartale mit negativem BIP-Wachstum nicht ein bedrohliches Zeichen?
Die BIP-Zahlen für das zweite Quartal lassen sich wahrscheinlich durch Exporte gegenüber Importen und durch Lagerbestände erklären. Viele Unternehmen haben in den Tagen des Engpasses in der Lieferkette doppelt und dreifach auf Vorrat bestellt, und jetzt haben sie zu viel Material. Die Unternehmen haben also zu viel auf Lager - es gibt einen Lagerüberhang.
Technisch gesehen kann es allein dadurch zu einer Kontraktion kommen, denn wenn die Unternehmen bereits zu viel Material haben, stellen sie möglicherweise die Produktion ein. Irgendwann wird das NBER (National Bureau of Economic Research) sagen, dass wir uns in einer Rezession befinden oder nicht. Und wer weiß, wenn sie das tun, dann könnte zu dem Zeitpunkt, an dem sie das sagen, eine Rezession bereits vorbei sein.
Aber diese Art des technischen Rückgangs ist etwas ganz anderes als eine Situation, in der die Verbraucher ihren Arbeitsplatz verlieren und deshalb kein Geld ausgeben. Der Arbeitsmarkt war selten so angespannt wie heute. Der jüngste Bericht über die Beschäftigtenzahlen außerhalb der Landwirtschaft ergab immer noch fast 400.000 neue Arbeitsplätze in den USA. Und wenn die Reisestatistiken betrachtet werden, dann sind sie so hoch wie seit Jahren nicht mehr.
Der US-Verbraucher ist beschäftigt, hat Geld zum Ausgeben und gibt es auch aus. Wenn rund 70 % der Wirtschaft aus Konsumausgaben bestehen, fällt es schwer, einen Zusammenhang zwischen diesen Ausgaben und einer Rezession herzustellen.
Technisch gesehen kann es allein dadurch zu einer Kontraktion kommen, denn wenn die Unternehmen bereits zu viel Material haben, stellen sie möglicherweise die Produktion ein. Irgendwann wird das NBER (National Bureau of Economic Research) sagen, dass wir uns in einer Rezession befinden oder nicht. Und wer weiß, wenn sie das tun, dann könnte zu dem Zeitpunkt, an dem sie das sagen, eine Rezession bereits vorbei sein.
Aber diese Art des technischen Rückgangs ist etwas ganz anderes als eine Situation, in der die Verbraucher ihren Arbeitsplatz verlieren und deshalb kein Geld ausgeben. Der Arbeitsmarkt war selten so angespannt wie heute. Der jüngste Bericht über die Beschäftigtenzahlen außerhalb der Landwirtschaft ergab immer noch fast 400.000 neue Arbeitsplätze in den USA. Und wenn die Reisestatistiken betrachtet werden, dann sind sie so hoch wie seit Jahren nicht mehr.
Der US-Verbraucher ist beschäftigt, hat Geld zum Ausgeben und gibt es auch aus. Wenn rund 70 % der Wirtschaft aus Konsumausgaben bestehen, fällt es schwer, einen Zusammenhang zwischen diesen Ausgaben und einer Rezession herzustellen.
Wie wirkt sich das auf den Ausblick für Aktien aus?
Wenn die Gewinne fallen, ist die Baisse noch nicht vorbei. Wenn die Gewinne nicht sinken - wenn sich herausstellt, dass der Hund nicht beißt - dann ist der Bärenmarkt wahrscheinlich vorbei.
Der durchschnittliche Rückgang in einer rezessionsfreien Baisse beträgt etwa 22 % in 4 Monaten. Der durchschnittliche Rückgang in einer Rezessionsbaisse beträgt etwa 35 % in 19 Monaten, also ein völlig anderes Szenario. Zum schlimmsten Zeitpunkt in diesem Jahr hatten wir innerhalb von 6 Monaten einen Rückgang von etwa 25 % zu verzeichnen. Bislang entsprach das Marktgeschehen vollkommen einem Bärenmarkt ohne Rezession. Bei dem Rückgang ging es ausschließlich um die Bewertung - das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) des Marktes ist gesunken, aber die Erträge sind weiter gestiegen.
Wenn die Gewinne nicht sinken, heißt das nicht, dass wir morgen neue Höchststände erreichen. Aber der Rückgang um 25 %, den wir bereits erlebt haben, ist reichlich und spiegelt die Entwicklung der Zinssätze vollständig wider.
Und wenn wir in diesem Fall eine positive Überraschung bei der Inflation erleben, könnte es zu einer Art Erleichterungsrallye kommen, denn das würde bedeuten, dass die FED (Amerikanische Notenbank) die Zinsen vielleicht nicht so weit anheben muss wie der Markt es erwartet.
Der durchschnittliche Rückgang in einer rezessionsfreien Baisse beträgt etwa 22 % in 4 Monaten. Der durchschnittliche Rückgang in einer Rezessionsbaisse beträgt etwa 35 % in 19 Monaten, also ein völlig anderes Szenario. Zum schlimmsten Zeitpunkt in diesem Jahr hatten wir innerhalb von 6 Monaten einen Rückgang von etwa 25 % zu verzeichnen. Bislang entsprach das Marktgeschehen vollkommen einem Bärenmarkt ohne Rezession. Bei dem Rückgang ging es ausschließlich um die Bewertung - das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) des Marktes ist gesunken, aber die Erträge sind weiter gestiegen.
Wenn die Gewinne nicht sinken, heißt das nicht, dass wir morgen neue Höchststände erreichen. Aber der Rückgang um 25 %, den wir bereits erlebt haben, ist reichlich und spiegelt die Entwicklung der Zinssätze vollständig wider.
Und wenn wir in diesem Fall eine positive Überraschung bei der Inflation erleben, könnte es zu einer Art Erleichterungsrallye kommen, denn das würde bedeuten, dass die FED (Amerikanische Notenbank) die Zinsen vielleicht nicht so weit anheben muss wie der Markt es erwartet.